Die Überschrift könnte auch lauten: “Mal was sinnvolles mit einem 3D-Drucker machen”. Aber über das ‘sinnvoll’ scheiden sich ja auch oft die Geister. Man weiß es nicht. Es geht jedenfalls darum, auf Basis von nicht-digital vorhandenen Sachen möglichst schnell einen passenden 3D-Druck erstellen zu können.
Und um den Aspekt “nicht-symmetrisch” konsequent zu leben, nehme ich als Beispiel ein so dermaßen symmetrisches Teil, … es ist eine reine Freude. Macht aber nichts – mir geht’s hier mehr darum, den Workflow und das ganze Drumherum mal ordentlich voreinander zu bekommen. Was hier jetzt konkret konstruiert wird, ist erstmal zweitrangig.
Los geht’s: Mir wurde jüngst auf einem Strassenfest ein Fidget Spinner angedreht ( jajaja…aber ich sag’ es Dir: Damit bin ich der King auf’m Schulhof, Digger ). Das Ziel ist jetzt, mit einem möglichst idiotensicheren Prozess die Form direkt abzugreifen und ein Gehäuse dafür zu bauen. Natürlich kann man sich ohne Problem ein 3D-Model von Thingiverse zocken und darauf aufbauen, das soll aber nicht. Könnte ja schließlich auch sein, dass da kein Fidget-Dingsbums liegt, sondern mein Lieblings-… Stein. Oder so.
Versuch 1: Die Form des Objekts soll per Scanner abgegriffen werden. Der Kuli liegt als Abstandshalter auf dem Scanner. Macht man das nicht, hat man irgendwie immer eine sehr ungleichmäßige Ausleuchtung des Scans. Egal, wo das zu scannenden Objekt liegt. Die nachträgliche Bearbeitung wird dadurch unnötig erschwert.
Der weiße Fleck ist nicht auf dem Scan. Das ist der Blitz meiner Kamera. Screenshot wollte ich nicht machen, das kommt immer so nüchtern.
Mehrere Stunden später wurde klar, dass man mit dieser Taktik auf keinen Fall zügig zu einem Ergebnis ( sprich: der brauchbaren digitalen Abbildung des Objektes ) gelangt: Durch die Form mit den abgerundete Kanten an allen Seiten hat man zuviel Schattenwurf und Unschärfe. Blindes Herumfriemeln mit Farbkurven, Kontrast, Sättigung etc hat die Sache auch nicht nennenswert verbessert. Die ersten Schritte sollten schließlich möglichst präzise und idiotensicher sein und das ist so einfach nicht gegeben.
Versuch 2: Die Reflexionen und Schattenwürfe sollen durch eine aufgedrückte Lage Schaumstoff minimiert werden.
Hier kommen einem schon die ersten Gedanken, ob man das wirklich machen will. Die Angst, das Scannerglas zu zerkratzen oder gar komplett zu zerstören, schwingt jedenfalls mit.
Das Ergebnis ist ein wenig besser. Etwas weniger Schatten, etwas mehr Schärfe, da kann man vielleicht mit arbeiten.
Das Umwandeln des Scans in einen Vektorpfad (den braucht man später für die Konstruktion eines 3D-Objektes) hat ersteinmal nicht so geklappt, wie einem das in den einschlägigen Youtube-Videos suggeriert wird. Also ist Handarbeit angesagt. Das ist zwar nicht das, was ich mir vorgestellt habe, aber diese Stelle kann man später vielleicht noch optimieren. ( Außerdem habe ich irgendwie ein Bild verbamselt, deswegen passen die Farben nicht mit dem vorherigen Bild. Ändert aber nichts an dem eigentlichen Problem. )
Ein bisschen hier, ein wenig dort, ein wenig MarkierenInvertierenZauberstabSchwellwertHassenichesehn und schon hat man die From des eingescannten Objekts halbwegs sauber herausgearbeitet. Über Inkscape kann man daraus relativ leicht einen Pfad erzeugen und so schließlich eine *.svg-Datei erzeugen, die man in sein 3D-Konstruktionsprogramm (in meinem Fall Tinkercad im Browser) weiterverwenden kann.
Das Problem ist, dass unterwegs die Größeninformation vergniesgnaddelt wurde. Kann man ggf. nicht so deutlich sehen, aber irgendwo zwischen Einscannen, Bearbeiten und Pfadumwandlung ist das Objekt von ~7,5cm Kantenlänge auf ~30 cm Kantenlänge explodiert. Eigentlich nichts, was man durch nachträgliche Skalierung nicht wieder hinbekommen könnte, allerdings will ich erreichen, dass der gesamte Workflow soweit steht, dass an dieser Stelle einfach nicht nötig ist.
Versuch 3: Also nochmal von vorn: Dieses mal habe ich zusätzlich ein Geodreieck eingescannt, um immer eine Referenz für die korrekte Größe zu haben. Das Geodreieck habe ich in meinem Wahn natürlich verkehrt herum auf den Scanner gelegt. Der Schaumstoff liegt auch nur noch seitlich daneben, um einstreuendes Licht zu mindern. Das Draufdrücken auf die Scannerplatte war mir doch zu unheimlich. Man hört es hier und dort schon zwischendurch mal knierschen.
Den Scan habe ich bereits skalieren müssen. Ich habe das in der Software ( Gimp ) solange gemacht, bis der Abstand der parallelen Linien mit dem Lineal am oberen Bildschirmrand übereinstimmte. Insgesamt war das aber wieder ein Schuss in den Ofen. Das Objekt, um das es eigentlich geht ( der Fidget Spinner ) erzeugt einfach zu viel Schattenwurf, sodass man mit dem Scan nicht vernünftig arbeiten kann. Vergessen wir das.
Versuch 4: Auf die Schaumstoffmatte von vorhin habe ich ein Blatt Papier gelegt. In die Mitte ein Loch geschnitten, Den Fidget Spinner reingedrückt und den Umriss abgezeichnet. Leck’ mich doch. Zusätzlich eine Markierung definierter Länge zur Referenz draufgekrickelt. So.
Einscannen, ausschneiden, skalieren, Pfad umwandeln… passt.
Schätze, wenn man das zweimal macht, wird sich ein konstanter Skalierungsfaktor herauskrisallisieren. Das wird man dann z.B. per Skript erledigen können.
Kaum eine Stunde später: Der Ausdruck erinnert tatsächlich an die Form des Objektes, um das es ganz zu Beginn mal ging.
Übereinandergelegt ist es offensichtlich auch ganz brauchbar. ( Der Spinner ist übrigens 3 Tage alt. Ich bin ja einiges gewohnt, aber hier haben sich die Chinesen bezüglich Schrappigkeit und Billigkram noch einmal selbst untertroffen.)
Die Zeichnung und das entstandene Objekt. Wenn man gaaaanz genau hinschaut, sieht man auf dem zweiten Bild, dass es noch nicht richtig passt. Ob die Abweichung ( unten links ) beim Abzeichnen des Objektes auf Papier entstanden ist, oder erst später, weiß ich gerade nicht. So ganz passt der Workflow hier auch noch nicht. Da ist noch zuviel Denkarbeit nötig.