Shimano Öldruckbremse entlüften

Den geliebten Tretporsche fahre ich schon seit etlichen Jahren. Und auch seit ein paar Jahren nicht mehr wirklich viel. Das liegt zum Einen an meinem HVV-JobTicket, zum Anderen aber auch daran, dass ich seit einer gefühlten Ewigkeit Probleme mit der hinteren Bremse habe, die sich einfach nicht (durch Nichtstun) in den Griff bekommen ließen. Bei den Bremsen handelt es sich um Shimano Öldruck Scheibenbremsen. Eigentlich eine wirklich feine Sache: Grip wie irre, im Grunde völlig unempfindlich gegen Regen, Schnee, etc und eigentlich ( e i g e n t l i c h ) ziemlich wartungsarm. Irgendwann vor etlichen Jahren hat mir ein Volldepp mal die Schalt-/Bremsgriffe geklaut. Da fing der Ärger an. Ich habe die Bremsen einfach nicht mehr so eingestellt bekommen, dass sie richtig tiptop waren.

Das Rad ging dann auch zu diversen Fahrradschraubern meines Vertrauens, aber zumindest um das Jahr ~2010 herum gab es da wohl noch nicht so viele Leute, die sich mit der Materie wirklich auskannten. Ich habe es anschließend auch noch ein paar Mal selber versucht, aber keiner meiner Ansätze war bislang von Erfolg gekrönt. Das typische Symptom war immer, dass die Bremsleistung nach kurzer Zeit massiv weniger wurde. Ein halbwegs präziser Druckpunkt war darüber hinaus auch nicht vorhanden. Im letzten Jahr hat sich die Bremse dann quasi komplett verabschiedet. Das klassische Problem: Luft im System.

 

Ganz nebenbei nervt mich die Vertüddelung der Bremsleitung auch schon seit langem. Nicht dramatisch, aber hässlich. Der Leidensdruck war jetzt groß genug, um endlich mal zu handeln. Neulich gab es noch einen sonnigen Samstag und ich hatte nichts anderes vor – auf ans Werk!

 

Wie im Lehrbuch: Hinterrad raus, Bremsbeläge demontieren und das Herausrutschen der Bremszylinder durch einen Gegenstand meiner Wahl verhindern. Den Entlüftungsnippel eine halbe bis dreiviertel-Umdrehung ( plus ein bisschen Freestyle…man will ja ganz sicher sein ) herausdrehen.

 

Ölbehältnis waagerecht ausrichten und öffnen. An gut versteckter Stelle gibt es noch Inbus-Madenschrauben, mit denen man den Druckpunkt des Bremshebels justieren kann: Die müssen ein beherztes Stück herausgeschraubt werden. Dann kann die alte Plörre abgesaugt werden.

 

Die Absaugung erfolgte “von unten”, also vom Bremssattel aus mit einer Spritze und einem Stück Silikonschlauch.

 

Fachmännisch entsorgt.

 

Weil ich eh gerade in Wallung war und es nichts zu verlieren gab, habe ich den Entlüftungsnippel einmal ganz herausgedreht. Beim ganzen Rumgerömere in den letzten Jahren hat der Sechskant doch schon arg gelitten und ich wollte mal schauen, ob man das Teil gegen einen normalen Schmiernippel austauschen kann.

Kann man offensichtlich nicht. Die Konstruktion verrät auch, dass es reicht, den Nippel handfest anzuziehen. eine Viertel-Umdrehung reicht aus. Es handelt sich letztlich um eine hohlgebohrte Schraube, an deren unteren Ende quer noch ein Loch durchgebohrt ist ( sieht man auf dem Foto nicht – vertraut mir ).

 

Igor! So reiche er mir das Fluid!

 

Und dann gaaaanz gaaaanz vorsichtig von hinten rein damit, bis der Ausgleichsbehälter am Lenker den richtigen Füllstand hat.

 

Und dann alles zusammenschrauben testen und sich einen Wolf ärgern, weil es schon wieder nicht geklappt hat. Was eine Sche*sse. Das Problem ist das gleiche wie zu Beginn, nur eben noch etwas schlimmer. Jetzt gab es nicht nur keinen definierten, sondern einfach GAR KEINEN Druckpunkt mehr. Die Bremse war komplett ohne Funktion.

Aber dann kam ein paar Tage später die Lösung durch einen Kollegen. Das Problem ist quasi bekannt. Irgendwo versteckt sich einfach immer noch Luft, da kann man noch so vorsichtig einfüllen. Kannst’e einfach nix gegen machen. Das einzige, was hilft ( und wovon es natürlich hier keine Bilder gibt …) ist es, den Bremssattel abzuschrauben und zu bewegen, damit sich die irgendwo gefangene Luftblase herauswackeln kann.

Getreu dem Motto “Solange, bis es klappt” habe ich dann also ein paar Tage später einen weiteren Anlauf unternommen. Alles nochmal auf Anfang: Ausgleichsbehälter waagerecht, Entlüftungsnippel lösen, Inbus-Madenschrauben ein gutes Stück herausdrehen und zusätzlich den gesamten Bremssattel vom Rahmen abschrauben und damit rumwackeln. Dazu dann mit Schraubendreher, Zange, etc. die Bremsleitung abklopfen, damit alles noch etwas leichter in Bewegung kommt. Der absolute Supertip ist es aber, das Öl mit der Spritze ein bisschen hin und her zu pumpen: ein wenig zurück in die Spritze ziehen ( natürlich nur soviel, dass der Ausgleichsbehälter NICHT leer läuft – ggf von oben etwas Öl nachkippen ), vorsichtig wieder nachpumpen. ruhig ein paar Mal mehr. Dann gibt es irgendwann einen erlösenden *Schlorz* und man hat die letzte Blase herausgefriemelt. Das alles funktioniert auch alleine relativ einfach: Ich hatte mir mit Kabelbindern den Bremssattel fix an den Lenker gestrapst. Die Leitung war lang genug und so  musste ich nicht die ganze Zeit ums Fahrrad laufen.

Neue Bremsbeläge gab es dann auch noch. Was soll der Geiz.

Was soll ich sagen … Beim ersten Test bin ich fast vornüber vom Lenker gefallen, weil das Ding gegriffen hat wie Gift. Perfekter Druckpunkt, die Bremse packt richtig knackig zu. Endlich. Der emotionale Anschlusstreffer liegt jetzt zum Greifen nah. Der neue Punktestand lautet:

Bremse: 18, Andy: 1      .HA!

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